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Am Freitag, den 27. Juni 2014 boten wir die berühmte Britisch-Guayana-Sammlung des verstorbenen John E. du Pont an. Und um 15 Uhr MEZ ahnten wir noch nicht, dass gerade Philateliegeschichte geschrieben werden sollte.

Der Tag begann mit der Auktion einer der besten jemals erstellten Sammlungen aus dem klassischen Tasmanien. Koichi Satos Sammlung wurde für fast 420.000 € (zuzüglich nicht verkaufter Exemplare) verkauft. Auf den erfreulichen Start in den Tag folgte ein Mittagsgrillen mit allen, die sich auf den Weg nach Genf gemacht hatten und den wunderschönen Sonnenschein genossen, den die Schweiz zu bieten hatte.

Etwa 20 Personen hatten die Reise zu den Feldman Galleries in Genf unternommen. Sie kamen aus allen Teilen Europas und sogar aus Brasilien und dem Nahen Osten. Ein Dutzend Interessenten hatte sich für das Bieten per Telefon angemeldet und etwa 30 Personen waren zum Bieten via Internet eingeloggt (zahlreiche weitere Personen hatten sich eingewählt, um die Auktion einfach nur zu verfolgen). Sie alle wollten die Gelegenheit wahrnehmen, um mitzubieten und hoffentlich ein schwer erhältliches Stück zur Ergänzung der eigenen Sammlung zu erwerben oder vielleicht auch nur um ein Stück dieser einmaligen Auktion mit ganz besonderen Briefmarken und -umschlägen aus Britisch-Guayana zu ergattern, die mindestens 30 Jahre lang nicht auf dem freien Markt erhältlich gewesen waren.

Los 60000 wurde im Auktionssaal eröffnet und überstieg schnell die Vorabgebote. Bei 190.000 € erhielt ein Bieter im Saal den Zuschlag gegenüber einem Telefonbieter. Ein großartiges Ergebnis und ein fantastischer Start. Damit waren sofort jegliche Bedenken oder Zweifel, die wir in unseren Hinterköpfen hatten, beseitigt.

Los 60001 begann und auch hier wurde rege und aktiv mitgeboten. Die Hände flogen nur so in die Luft. Beinahe sofort überstiegen die Gebote den Stanley-Gibbons-Katalogwert von 11.000 £… und gingen noch weiter. Immer wieder dieselben beiden Bieter. Endpreis: 42.000 €. Nahezu das Vierfache des Katalogpreises einschließlich des Käuferzuschlags.

Und genauso verhielt es sich mit Los 60002… und 3… und 4… und Los 5 erzielte das Achtfache des Katalogpreises. Es ging weiter. Noch immer konnte der Bieter in der ersten Reihe nicht geschlagen werden, egal, wie viel Druck die Telefon- oder Saalbieter machten.

Als die „Cotton-Reels“ abgeschlossen waren, stand allen Anwesenden eine Mischung aus Verzweiflung, Unglaube und Erstaunen ins Gesicht geschrieben. Manche von ihnen hatten sich nicht nur auf den Weg zu uns nach Genf gemacht, sondern auch zu unseren Besichtigungen in London und Paris. Dabei hatten einige Stunden damit zugebracht, den Zustand dieser einfachen und doch fragilen Briefmarken zu prüfen. Für manche hatte sich die Reise jetzt schon als vergeblich herausgestellt, andere hegten noch die Hoffnung, dass der mysteriöse Bieter in der ersten Reihe im späteren Verlauf das Interesse verlieren würde. Doch es sollte nicht sein.

Der Bieter war nicht nur wegen der Cotton-Reels gekommen. Er hatte es auch nicht nur auf die „Primitives“ abgesehen. Nein. Er wollte die ganze Sammlung. Die Cotton-Reels, die Waterlows, die wunderschönen Lithographieausgaben, die Provisorien, die Vormarkenzeit und die britischen Postämter. Alles davon.

lot60089Das Ergebnis: Ein Gesamthammerpreis von 5.400.000 €, nahezu das Fünffache der Katalogschätzung. Der Spitzenpreis des Tages ging an Los 60089: Der berühmte „Hope“-Brief, der einzige bekannte Vollumschlag mit dem extrem seltenen 4 c-Provisorium in Schwarz auf Blau von 1856 (siehe Bild rechts).

Die Anwesenden waren erstaunlich guter Laune, als sie gingen. Vermutlich lag dies zum Teil daran, dass ihnen bewusst war, dass sie gerade etwas Besonderes miterlebt hatten, etwas, wovon sie ihren Sammlerkollegen noch viele Jahre lang würden vorschwärmen können. Vor allem aber wird es daran gelegen haben, dass sie soeben Zeuge geworden waren, wie der Wert ihrer Sammlungen innerhalb weniger Stunden auf das Fünffache angestiegen war! Die Zukunft wird es zeigen.